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"Gott hat uns die Tiere anvertraut, nicht ausgeliefert"

Wo Tiere an Leib und Seele genesen

Wo Tiere an Leib und Seele genesen

Wow, das gibt´s doch nicht“, staunen die Leute, die hierher kommen. Und auch die Vierbeiner, die in der Tierschutzscheune des Vereins Verantwortung Leben in Hosenfeld untergekommen sind, würden solchen Anerkennungsbezeugungen gewiss beipflichten.

 

Fuldaer Zeitung - 31.09.2010

Denn hier bekommen sie alles, was die meisten von ihnen nicht kennen lernen durften. In den Genuss artgerechter Tierhaltung, bester Versorgung und von viel lebevoller Zuwendung kamen in den vier Jahren des Vereinsbestehens 800 Pferde, Hunde, Katzen und Kaninchen, denen das Schicksal übel mitgespielt hatte. Sie alle wurden, sobald sie an Leib und Seele genesen waren, in ein neues Zuhause bei Tierfreunden vermittelt.

Eigentlich würde man ihnen allen wünschen, auf immer hier bleiben zu können. Denn dieser Ort ist ein kleines Paradies für Tiere. Die fried- und liebevolle Atmosphäre entsteht nicht zuletzt durch das harmonische miteinander von Silke Gramatzki und 19 Helfern – darunter viele Jugendliche –, die sich täglich aufopfern in der Sorge um ihre Schützlinge.

Pferde – zum Teil freigekauft aus schlechter Haltung – fühlen sich wohl in großen sauberen Boxen mit stets gut gefüllter  Futterraufe, die Katzen freuen sich über Freigang, können Mäuse fangen, haben aber auch immer gut gefüllte Näpfe und im Winter sogar eine möbilierte Stube mit kuscheligen Decken und einem Öfchen. Die Hunde sind zur Pflege bei Vereinsmitgleidern, um auf ihr künftiges Leben als Familienmitglied vorbereitet zu werden. Denn bei Verantwortung Leben landen außergewöhnlich  viele traumatisierte Problem-Tiere, die als nicht vermittelbar gelten. Aber das Problem sind nicht die Tiere, sondern ihre bisherigen Halter. ,, Und das ist es ,was mich so fertig macht“, klagt Vereinsvorsitzende Silke Gramatzki. Nur zu oft bekomme ich zu hören: ,, Das ist doch nicht schlimm, es ist doch nur …“ – ein Kaninchen, ein Hund, eine Katze. Wie sehen Sie das? Ganz normal, dass ein Kater seine sechs Lebensjahre völlig isoliert ausschließlich auf einem Balkon verbringen musste und nie in die Wohnung durfte? Eine Cocker-Hündin von einem gewissenlosen Tier- Vermehrer als Gebärmaschine im Keller gehalten wurde? Ein Pony 37 Jahre allein in einem Garten stand, ehe es beim Verein Verantwortung Leben erstmals Artgenossen kennen lernen durfte und vor Freude ausflippte?

Solchen Tieren zu helfen ist das Ziel des Vereins mit dem ungewöhnlichen Namen: ,,Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe sollte der Mensch als Krönung der Schöpfung leben“, meinten Silke Gramatzki, Sonja Neidhardt und Joachim Wieczorek, als sie ihre Verein zum Schutz des Tieres und der Sensibilisierung von Menschen diesen Namen gaben. Es ging dabei um Werte und die christliche Überzeugung, dass ,,Gott uns die Tiere anvertraut- nicht ausgeliefert hat“.

Und mitunter bekommen die Tierschützer von Verantwortung Leben denn auch Hilfe bei ihrer segensreichen Arbeit, die mitunter so aussichtslos erscheint. So im Fall von Malte, einem Husky-Mischling, der als Kettenhund dahinvegetierte und nicht viel von Leben kannte, außer Schlägen. Als ,,zu viel Hund“ und eine ,,echte Wildsau“ beschreibt Silke Gramatzki im Nachhinein den großen ungehobelten Rüden, den sie mit viel Einfühlvermögen zu einem perfekten Familienhund gemacht hat.

Zunächst hatte die 44-Jährige noch Bedenken, als sich ausgerechnet Hunde-Anfänger aus Hamburg um Malte bewarben. Doch nachdem die Familie zweimal den weiten Weg nach Hosenfeld auf sich genommen hatte, stand fest: Es passt. Und der Hund, den die Hamburger nur von der Homepage des Vereins kannten, reiste mit ihnen in ein neues Leben. Wie das aussieht, dokumentieren seine neuen Besitzer noch heute regelmäßig per Post und E-Mail: Fotos von Malte beim Schwimmen in der Nordsee, nach langen Spaziergängen auf dem Hundebett und beim Ballspiel im Garten.

Das sind die Momente, in denen Silke Gramatzki und ihre Mitstreiter in dem knapp 200 Mitglieder starken Verein erfahren, dass sich ihr Engagement doch lohnt und die 40 000 Euro, die jährlich für Tierarzt und Unterhalt der Tierschutz-Scheune mit seinen Bewohnern aufgebracht werden müssen, gut angelegt sind.

(Fuldaer Zeitung)
Von Iris Hartl