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"Gott hat uns die Tiere anvertraut, nicht ausgeliefert"

Verantwortung Leben setzt sich für Tiere ein

Verantwortung Leben setzt sich für Tiere ein

 

Für ein Tier die Welt verändern – getreu diesem Motto kümmert sich der Hainzeller Verein um Katzen, Hunde und Pferde in Not.

 

Fuldaer Zeitung -  10.12.2008

Verantwortung Leben setzt sich für Tiere ein

 

Duft von frischem Heu und Stroh, Leder, Huffett und Pferd liegt in der Luft, freudiges Wiehern, entspanntes Schnauben und genüssliches Malmen von acht Pferden bilden die Kulisse im Stall der Tierschutz-Organisation „Verantwortung Leben“ in Hainzell. Der Verein ist 2006 entstanden durch die unermüdliche Tierhilfe, -rettung und -pflege von Silke Gramatzki-Wieczorek, die im Alleingang innerhalb von zwei Jahren über 300 Tiere vermitteln und rund 400 Tiere kastrieren und impfen lassen konnte. Zu Beginn waren Katzen Schwerpunkt der Tätigkeit, heute ist die Vereinsarbeit im allgemeinen Tierschutz und auch im Bezug auf die Betreuung und Beratung von Tierhaltern wesentlich breiter aufgestellt. Und das liegt daran, dass Silke Unterstützung ihres verständnisvollen Mannes Joachim hat sowie in Sonja Neidhardt eine Partnerin im Verein, die ihr den Rücken frei hält von Organisatorischem: „Wir haben dasselbe Ziel und jeder macht das, was er am besten kann“, beschreiben die Drei den Erfolg ihrer Arbeit. Inzwischen hat der Verein 150 Mitglieder, von denen jedes gibt, was es geben kann. Außerdem gibt es 30 Aktive und einige Förderer. Das versetzt den Verein in die Lage, nicht nur Kleintieren, sondern auch Pferden in Not zu helfen.

Zwei Pferde im Kellerverlies

Es war auf einem heruntergekommenen Hof in der Rhön, wo die 43-Jährige wegen einer Katze zu tun hatte, als sie zufällig zwei Pferde im Keller eines Stalls entdeckte. In Dunkelheit, Kälte, Feuchtigkeit und einem entsetzlichen Gestank von Exkrementen standen dort die ausgemergelten Tiere in viel zu engen Boxen, in denen sie sich noch nicht einmal drehen konnten. „Ich hatte kein Geld, keinen Hänger, keinen Stall und keine Ahnung von Pferden“, erinnert sich die Tierschützerin. In diesem Moment sei ihr nur klar gewesen „Die müssen hier raus“. Und das setzte Silke Gramatzki-Wieczorek auch durch – mit Druck vom Veterinäramt, Überredungskünsten und viel zu hohen Preisen, die der Landwirt für den Freikauf der armen Kreaturen verlangte. Dann hatte die Tierschützerin eine bis zum Skelett abgemagerte alte Stute und eine Junge, die „so lethargisch war, dass man sie weder reiten noch ihr einen Sattel auflegen konnte“. Eine Scheune, die der Verein bereits angemietet hatte, um dort die Katzen in drei geräumigen und liebevoll ausgestatteten Gehegen unterzubringen, wurde schleunigst von vielen freiwilligen Helfern ausgebaut zu einem Stall, in dem heute acht Pferde in großzügigen Boxen die Vorzüge einer Offenstall-Haltung genießen.

Einst galten sie als Problempferde


Samt und sonders als Problempferde galten sie, bevor sie an diesen friedvollen Platz kamen. Zu ihnen gehört auch Bajazzo, der neun Jahre keinen Tierarzt und keinen Schmied gesehen hatte. Und Mister Ed, der nach 20 Jahren als Schulpferd psychisch sehr angeschlagen war und als Kopper mit miserablen Zähnen bei dem Verein abgegeben wurde. Alle sind sie zu wahren Lämmchen geworden in der Atmosphäre dieses Stalles, von dem sogar die Tierärztin sagt „Was ist denn hier los? So eine Harmonie habe ich noch nirgendwo erlebt“. Geschaffen wurde diese Idylle mit viel Einfühlungsvermögen, Liebe und unter Anleitung von dem weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Pferde-Spezialisten Peter Pfister. Und nicht nur die Tiere fühlen sich hier wohl: Auch zehn Mädchen, die in dem „Verantwortung Leben“-Stall ihrem Hobby frönen. Für sie sind die Pferde, als wären es ihre eigenen. Die Mädchen zahlen Futtergeld, helfen im Stall, reiten und lernen Verantwortung zu übernehmen: Verantwortung für das Leben – denn das ist das Motto des Vereins zum Schutz des Tieres und zur Sensibilisierung im Umgang mit ihnen. Denn: Ein Tier zu retten verändert zwar nicht die ganze Welt, jedoch die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

(Fuldaer Zeitung, Iris Hartl)