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"Gott hat uns die Tiere anvertraut, nicht ausgeliefert"

Silke Gramatzki-Wieczorek für den Bürgerschaftspreis 2015 nominiert

 

Bürgerschaftspreis 2015: Silke Gramatzki-Wieczorek widmet ihr Leben den Tieren.

Im Rahmen der Reihe "Wenn wir dich nicht hätten..." wurde Silke Gramatzki-Wieczorek für
den Bürgerschaftspreis 2015 von der Fuldaer Zeitung nominiert.
Wir sind sehr glücklich und freuen uns über diese Wertschätzung und Auszeichnung Ihrer
unermüdlichen Tierschutzarbeit. 

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Silke Gramatzki-Wieczorek (49) hat ihr Leben radikal geändert: Sie verkaufte zunächst Lifestyle-Artikel, wurde dann jedoch sehr krank. Mit 32 Jahren entschied sie, ihr Leben fortan dem Tierschutz zu widmen. „Die Arbeit mit Tieren hat mir die Angst vorm Leben genommen“, sagt sie heute

Mit Anfang 30 änderte sich Silke Gramatzki-Wieczoreks Leben komplett: Sie wurde krank, lag einseitig gelähmt im Krankenhaus. Zuvor hatte sie ein erfolgreiches Leben geführt, und doch war die Krankheit für sie ein Wendepunkt: „Ich habe mich gefragt, was ich in den vergangenen 30 Jahren eigentlich gemacht habe“, erzählt die 49-Jährige. Die Einsicht war begleitet von einer bitteren Begleiterscheinung: „Menschen, von denen ich dachte, sie seien immer für mich da, waren es nicht.“

 

Andere dagegen beteten für ihre Heilung – so recht daran glauben konnte Silke Gramatzki-Wieczorek aber nicht. Doch das Wunder – wenn man es so nennen will – geschah: Die junge Frau wurde wieder gesund. Und fand so zu Gott. Heute ist sie eine der Vorsitzenden des Vereins „Verantwortung Leben“. Dessen Motto lautet: „Gott hat uns die Tiere anvertraut, nicht ausgeliefert!“

„Wir wollen die Verantwortung für Tiere leben und vorleben“

Silke Gramatzki-Wieczorek wohnt zunächst mit ihrem Mann in Pilgerzell, vor zwölf Jahren ziehen sie nach Hainzell. Schon in ihrem ersten Heimatort stellt sie fest: „Katzen sind übel behandelt worden.“ Um sich den Tieren zu entledigen, wurden sie in Wassereimer getunkt oder vor die Wand geworfen.

Gramatzki-Wieczorek will das nicht hinnehmen: Sie spricht die Bauern an, überzeugt sie, ihr die kleinen Tiere mitzugeben, lässt die Muttertiere kastrieren. Mit Erfolg: Die Jungtiere päppelt sie mit ihrem Mann im eigenen Badezimmer auf. Viele Menschen lernt sie in dieser Zeit kennen – auch Sonja Neidhardt, die heute den Verein „Verantwortung leben“ gemeinsam mit ihr und Joachim Wieczorek leitet. „Der Vereinsname war eine Idee meines Mannes“, erzählt die 49-Jährige: „Wir wollen die Verantwortung für Tiere leben und vorleben.“

Seit zwei Jahren betreibt sie in Hainzell ihre Tierschutzscheune. „Ursprünglich sind wir wegen eines roten Katers gerufen worden, den wir abholen sollten“, erzählt Silke Gramatzki-Wieczorek. Als sie zum Ort des Geschehens kamen, standen dort noch zwei Pferde in einem komplett dunklen Stall. „Ich habe das ganze Wochenende an die Tiere denken müssen“, sagt die Tierschützerin – und überredet am Ende den Bauern, ihr die Tiere zu überlassen. Sogar 600 Euro drückt sie dem Mann in die Hand. Sie holt erst das eine, später das andere Tier ab.

Alte Scheune wird zur Tier-Arche

Weil eine langfristige Möglichkeit zur Unterbringung fehlte, kauft sie eine alte Scheune an, die in Haimbach steht. Silke Gramatzki-Wieczorek baut die Scheune um, die heute das Zuhause für fünf Katzen und sieben Pferde ist. Im Sommer wohnen außerdem 15 Katzen im Dachgeschoss, bei kalten Temperaturen leben sie bei Pflegefamilien.

Die Episode mit den Pferden ist charakteristisch für Silke Gramatzki-Wieczorek: Ruft man sie wegen eines Tiers an, hilft sie. Dann ist es egal, ob es keinen Schwanz hat (wie Kater Jackson), inkontinent ist (wie Katze Heidi) oder Diabetes hat (wie Kater Heinz). „Emotional lebe ich von den Tieren, die andere aufgegeben haben“, sagt sie. Und das, obwohl sie die bisweilen aus grässlichen Zuständen befreit: Von Messi-Haushalten ist da die Rede, von Misshandlungen, von kranken Tieren, die über lange Zeit nicht behandelt werden.

„Es gab noch kein Tier, das wir nicht vermittelt haben“

Besonders stolz ist Gramatzki-Wieczorek auf ihre hohe Vermittlungsquote: 200 Katzen pro Jahr verschafft sie ein neues Zuhause; Menschen kommen sogar von Mallorca, aus Passau oder Oldenburg nach Hainzell. „Es gab noch kein Tier, das wir nicht vermittelt haben“, erzählt sie. Sogar mit dem Tierschutzpreis „Goldene Pfote“ des Vereins Tasso wurde „Verantwortung Leben“ ausgezeichnet.

Dessen Aufgaben wachsen derweil: Es gibt schließlich immer mehr ältere Menschen, die lange krank sind oder sich nicht mehr um ihr Tier kümmern können. Neun Erwachsene und elf Kinder kommen deshalb regelmäßig zum helfen. Denn: „Kinder sind die Tierschützer von morgen.“

Wer den Verein erreichen will, tut das unter Telefon (01 73) 6 54 32 10 oder unter: verantwortung-leben.de.

Quelle: Fuldaer Zeitung Online - Hanna Wiehe (Text)

 

Hier finden Sie den Original Artikel der Fuldaer Zeitung vom 18.04.2015 mit dem Video

http://www.fuldaerzeitung.de/artikelansicht/artikel/3774571/regional+fulda/burgerschaftspreis-2015-silke-gramatzki-wieczorek-widmet-ihr-leben-den-tieren